„Kein Mensch braucht zwölf LNG-Terminals“, sagt Energieökonomin Claudia Kemfert. Fossile Infrastruktur rund ums Erdgas erfährt in Deutschland gerade einen Booster, warum nicht der Ausbau von Wind- und Solarkraft? Wie steht es um die Klima- und Energiepolitik der Regierung in Zeiten des Krieges und der Klimakrise? Darum dreht sich diese Gradmesserfolge.

„Kein Mensch braucht zwölf LNG-Terminals“, sagt Energieökonomin Claudia Kemfert. Eine Analyse der aktuellen Klima- und Energiepolitik der Regierung.

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat Wind- und Solarkraft nach den Worten von FDP-Finanzminister Christian Lindner zu Freiheitsenergien gemacht. Doch die extreme Beschleunigung gibt es gerade nicht beim Ausbau der Erneuerbaren Energien, sondern beim Genehmigen von Flüssiggas-Terminals und dem Erschließen neuer Bezugsquellen für Erdgas, das künftig nicht mehr aus Russland importiert werden soll. „Zwölf neue Flüssiggas-Terminals braucht kein Mensch“, sagt dazu Energieökonomin Claudia Kemfert im Podcast. (Gespräch ~ ab Min. 6, und hier geht es zur DIW-Studie zu Energieversorgung in Deutschland ohne russisches Erdgas.)
Aber die Industrie, die neben er Gebäudewärme am meisten Gas in Deutschland verbraucht, macht mächtig Druck im Wirtschaftsministerium von Robert Habeck (Grüne). Dabei gäbe es einerseits noch massive Einsparpotenziale auch in der Industrie, sagt Kemfert, die Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen ist. Und andererseits birgt der Aufbau einer neuen, fossilen Infrastruktur, die es gar nicht braucht, neue Gefahren.
Kemfert, die beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung die Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt leitet, wünscht sich statt Sondergenehmigungen für LNG-Terminals jetzt einen Booster für den Ausbau von Windparks, Solaranlagen und einen Anschub in der Ausbildung dringend benötigter Fachkräfte. Denn dann, so die Ökonomin, ist auch der Kohleausstieg bis zum Jahr 2030 weiter möglich. (Hier geht es zur DIW-Studie zum Kohleausstieg.)
Insgesamt, so Kemfert, hat die Bundesregierung bei der Energiewende die richtige Richtung eingeschlagen. Was im sogenannten Osterpaket der Regierung noch fehlt, und wie besser und vor allem positiv mit Bürgerinnen und Bürgern kommuniziert werden kann, auch dazu macht sie Vorschläge.
Außerdem in dieser Folge: Caspar Schwietering vom Tagesspiegel Background Verkehr und Smart Mobility hat sich angeschaut, ob im neuen Haushalt jetzt tatsächlich ordentlich etwas für die Bahn getan wird. Das haben nämlich jetzt die Haushaltsexperten der Ampel zufrieden festgestellt. Tatsächlich aber tut die neue Regierung sogar weniger für den Zugverkehr als die große Koalition. (~ab Min. 1,50)
Und die Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler der World Weather Attribution Initiative haben sich angeschaut, in welchem Zusammenhang die extreme Hitzewelle mit Temperaturen von um die 50 Grad in Indien und Pakistan mit der Klimakrise steht. Der Klimawandel hat schon heute ein solches Ereignis um bis zu 30-Mal wahrscheinlicher gemacht. Die Studie findet Ihr hier.
Wie gefällt Euch der Gradmesser? Was können wir besser machen, was fehlt Euch, was soll so bleiben? Schreibt uns gerne an [email protected], wir freuen uns, von Euch zu hören!

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