Verstolpert die Ampel den Klimaschutz in der Landwirtschaft? Wo die FDP blockiert, was Landwirte tun wollen, und wie viel CO2 eingespart werden kann, darum und mehr geht es in dieser Folge, unter anderem mit Agrarwissenschaftler Harald Grethe.

Verstolpert die Ampel den Klimaschutz in der Landwirtschaft? Wo die FDP blockiert, was Landwirte tun wollen, und wie viel CO2 eingespart werden kann, das und mehr in dieser Folge..

Was hat Tierwohl mit Klimaschutz zu tun? Sehr viel, sagt Harald Grethe. Eine veränderte Tierhaltung ist einer der beiden großen Hebel, über die in der Landwirtschaft in Deutschland künftig potenziell viel Kohlenstoffdioxid eingespart werden kann. Auch deshalb ist der Agrarwissenschaftler und Co-Leiter des neuen Thinktanks Agora Agrar enttäuscht darüber, dass die Ampel, so wie ihre Vorgängerregierungen, sich jetzt verhakt hat beim Einführen eines Tierwohllabels.
Der Frust darüber in der sogenannten Borchert-Kommission, die schon für die frühere CDU-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner Empfehlungen erarbeitet hat, ist sogar so groß, dass sie jetzt erstmal ihre Arbeit ausgesetzt hat. Und, das ist ein ziemlich einzigartiger Vorgang, mit konkretem Verweis auf die blockierende Haltung der Freien Demokraten, die im Moment keines der beiden vorgeschlagenen Modelle der Finanzierung akzeptieren wollen.
Dass die Landwirt:innen Geld für die Umstellung bekommen und das dauerhaft, diese Prämien sind zentraler Baustein der Tierwohlstrategie. Finde man dafür keinen Weg, „funktioniert der ganze Umbau der Nutztierhaltung nicht“, sagt Grethe. „Wenn die Politik sich nicht einigt, das auch zu finanzieren, wäre es letztlich ehrlicher, auch wenn das tragisch wäre, zu sagen: Wir machen das nicht. Und vor dieser Entscheidung steht die Ampelkoalition jetzt.“
Der zweite große Hebel, über den etwa sieben Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen insgesamt gestoppt werden könnte, ist die Wiedervernässung der Moore. Kein anderes Land in Europa hat so viel Moore trockengelegt wie Deutschland, und aus diesen Böden steigt jetzt kontinuierlich CO2 in die Atmosphäre. Doch einfach nur „wieder nass machen“ ist gar nicht so einfach, denn das Land wird jetzt von Bauern und Bäuerinnen bewirtschaftet. Welche neuen Anbaumethoden es gibt, wie Flächen für Photovoltaik genutzt werden können, auch darüber spricht Grethe im Podcast.
Außerdem in dieser Gradmesser-Folge: Susanne Ehlerding vom Tagesspiegel Background Energie und Klima erklärt, warum eine Mehrheit im EU-Parlament jetzt die EU-Waldstrategie 2030 der Europäischen Kommission wieder aufgeweicht hat. Die Forstwirtschafts-Lobby hat sich hier durchgesetzt, sehr zum Ärger von Umweltschützern und Grünen.
Und Michael Kühn von der Welthungerhilfe sowie Klimawissenschaftlerin Friederike Otto schauen auf Pakistan. Dort haben extreme Regenfälle und Flut ein Drittel des Landes unter Wasser gesetzt und Millionen von Menschen zu heimatlosen im eigenen Land gemacht. Physikerin Otto hat zusammen mit anderen Wissenschaftler:innen in der „World Weather Attribution Initiative” in einer Studie untersucht, wie stark der Einfluss des Klimawandels auf die Ereignisse in Pakistan war.
Wir würden den Gradmesser gerne noch besser machen und vor allem erfahren, was Ihr von unserer Arbeit haltet. Wir haben deshalb hier eine wirklich kurze Umfrage erstellt. Über Eure Teilnahme würden wir uns sehr freuen, für alle die mitmachen, gibt es als Dankeschön einen Monat gratis das E-Paper.
Schreiben könnt Ihr uns an [email protected], wir freuen uns, von Euch zu lesen.

Twitter Mentions