Wie bleiben Städte in der Klimakrise lebenswert? Hochhäuser und viele kleine Parks sind ein Teil der Lösung, beim Wasser müssen wir ganz neu denken. Das Schöne dabei: Viele Maßnahmen nutzen auch dem Klimaschutz.

Wie bleiben Städte in der Klimakrise lebenswert? Hochhäuser und viele kleine Parks sind ein Teil der Lösung, beim Wasser müssen wir ganz neu denken.

In Deutschland und in der EU insgesamt leben mehr als drei Viertel aller Menschen in Städten. Weltweit sind Städte für etwa 80 Prozent des Energieverbrauchs und für über 70 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Städte müssen also einerseits an den Klimawandel angepasst werden, um viele Menschen vor dessen Folgen zu schützen, andererseits könnte in den Städten, sehr viel für den Klimaschutz getan werden. Wie die Stadt der Zukunft aussehen muss, darüber spricht Klimageograph Christoph Schneider im Gradmesser. (ca ab Min. 9)
„Viele Anpassungsmaßnahmen“, so Schneider, der auch Vize-Präsident der Humboldt-Uni ist, „kommen auch dem Klimaschutz zugute“. Hier lasse sich in vielen Fällen eine „Win-Win-Situation“ schaffen. Schneider erklärt auch, warum sich unsere Städte ungleich stärker erhitzen als das Umland, und warum gerade die Hitze in der Nacht für geschwächte Menschen besonders gefährlich sein kann.
Für das Stadtklima in Zeiten der Erderwärmung seien „viele kleine Parks entscheidend, die gut über die Stadt verteilt sind“, da so insgesamt die Stadt besser „ausgekühlt“ werden kann. Am besten erreicht man eine solche Stadtstruktur, in dem man nicht nachverdichtet, sondern möglichst hohe Häuser baut. Und zwar solche, die wenig Grundfläche verbrauchen, aber dann von Grün und Freiflächen umgeben sind.
Für Berlin, sagt Schneider, wäre es zum Beispiel besser „Häuser mit zwölf bis 20 Stockwerken hochzuziehen, als nur mit sechs“. Warum langfristig unsere Städte zu Schwammstädten umgebaut werden müssen mit Versickerungsflächen neben den Straßen, entsiegelten Freiflächen, wo das Wasser langsam versickern kann, statt in der Kanalisation abzufließen, sagt Schneider auch.
Dass es für alles diese Maßnahmen Platz braucht, ist völlig klar. Autos deshalb völlig aus der Innenstadt zu verbannen, hält Schneider aber nicht „für des Rätsels Lösung“. Allerdings müsse künftig mit dem „wertvollen Raum in unseren Innenstädten sehr viel ökonomischer umgegangen werden“. Eine Maßnahme in dem Zusammenhang wäre, dass das Parken sehr viel teurer wird, auch für Anwohner:innen. Generell sagt der Klimageograph, auch im Blick auf Erfahrungen in Städten wie Amsterdam oder Kopenhagen, müsse beim Stadtumbau „auch einfach mal gemacht werden“.
Wie das ganz unterschiedlich funktionieren kann, dazu kennt sich Christian Latz aus der Tagesspiegel Berlin-Redaktion aus. (ca ab Min. 1:30) Er hat zusammen mit Anna Thewalt und Julius Betschka die Bürgermeisterinnen Anne Hidalgo und Franziska Giffey zum Doppelinterview getroffen. Und während Hidalgo die Klimakrise als wichtigste Herausforderung der Stadtplanung begreift, hat die Regierende dazu eine andere Auffassung. Das Interview können Sie hier lesen (€).
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