Ein gutes Leben in der Klimakrise ist möglich. Dafür ist aber viel zu tun, und zwar jetzt. Noch sind weder Infrastruktur, Städte oder Landwirtschaft darauf vorbereitet, sagt Klimaautorin Annika Joeres. Und wo gerade das Verkehrsministerium bei seiner staatspolitischen Verantwortung, das weiß Felix Creutzig, Leitautor des Weltklimarates.

Ein gutes Leben in der Klimakrise ist möglich. Dafür ist aber viel zu tun, und zwar jetzt. Noch sind weder Infrastruktur, Städte oder Landwirtschaft darauf vorbereitet.

Der Sommer 2022 war laut Deutschem Wetterdienst der sonnenreichste seit Beginn der Aufzeichnung, der viertwärmste seit 1881 und wohl auch der trockenste Sommer bisher. Was jetzt noch eine Besonderheit ist, wird es bald nicht mehr sein, im Gegenteil: „Wir dürften damit in Zeiten des Klimawandels einen bald typischen Sommer erlebt haben“, so das Résumé des DWD-Sprechers. Extreme Hitze und Dürre einerseits und Extremniederschläge andererseits werden immer häufiger werden, und die Frage drängt sich auf: Sind wir ausreichend an die Folgen des Klimawandels angepasst? „Ganz klar: Nein“, sagt Annika Joeres.
Die freie Autorin, die unter anderem für Correctiv und Zeit arbeitet, hat zusammen mit Spiegel-Redakteurin Susanne Goetze für das Buch „Klima außer Kontrolle“ zum Stand der Klimaanpassung in Deutschland recherchiert, von den - ernüchternden - Ergebnissen berichtet sie im Podcast. Joeres spricht über kritische Infrastruktur wie Krankenhäuser oder Kraftwerke, welche Risiken der Klimawandel hier mit sich bringt, und warum es in Deutschland bisher von der Kommune bis zur Bundespolitik noch keine adäquate Antwort darauf gibt.
Außerdem geht es um die Frage, warum Politik und Gesellschaft bereit sind, riesige Summen für Reparaturen und Schadensbehebung nach durch den Klimawandel immer häufiger werdenden Katastrophen, wie zum Beispiel 30 Milliarden Euro nach der Flut in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, zu zahlen, für Klimaanpassung aber im Bundesumweltministerium bis zum Jahr 2026 gerade einmal 60 Millionen Euro veranschlagt sind.
Doch „Klima außer Kontrolle. Fluten, Stürme, Hitze – Wie sich Deutschland schützen muss“ ist trotzdem kein Buch, das Katastrophenstimmung verbreiten will. Denn es ist zwar klar: In allen Lebensbereichen, in der Stadt, auf dem Land, bei der Energieversorgung, in der Industrie, den Krankenhäusern, überall braucht es Anpassung an den Klimawandel. Doch die allermeisten Veränderungen führen zu einer verbesserten Lebenssituation und bedeuten oft zugleich auch Klimaschutz, der mindestens ebenso wichtig bleibt. Diese Botschaft ist Joeres wichtig: „Ein gutes Leben ist auch in der Klimakrise möglich.“ Wir müssen jetzt nur sehr schnell sehr viel dafür tun.
Aktuell scheint das aber noch nicht überall so gesehen zu werden. Weil im Verkehrssektor im vergangenen Jahr rund 148 Millionen Tonnen CO2 emittiert wurden, und damit mehr als das Klimagesetzt erlaubt, musste das Verkehrsministerium ein Sofortprogramm zur Reduktion von Treibhausgasen vorlegen. Selbiges hat nun der Expertenrat für Klimafragen der Bundesregierung als völlig unzureichend verworfen. Dieser einzigartige Vorgang hat keine großen Wellen geschlagen. Zu Unrecht, wenn man hört, was Klimawissenschaftler Felix Creutzig sagt: „Das Verkehrsministerium und der Verkehrsminister werden derzeit ihrer staatspolitischen Verantwortung nicht gerecht.“
Felix Creutzig vom Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change sagt auch, welche Maßnahmen jetzt im Verkehr notwendig und wirkungsvoll wären sowohl im Blick auf schnelle Reduzierung der Treibhausgasemissionen sowie auf strukturelle Veränderungen. Er erklärt, warum die Straßenverkehrsordnung ein echtes Problem dabei ist, und wo das Verkehrsministerium noch bremst.
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