Ziviler Ungehorsam, Kernkraft und ein Präsident, der viel verspricht und wenig hält: Frankreich steht vor der Wahl und um den Klimaschutz steht es schlecht. Hat Klimaaktivismus da noch Einfluss? Wann man Gehorsam verweigern muss, und warum Macron die Atomindustrie päppelt, darum und mehr geht es in dieser Gradmesser-Folge mit Frankreichs bekanntester Klimaaktivistin Camille Etienne und Weltklimarat-Autor Wolfgang Cramer.

Ziviler Ungehorsam, Kernkraft und ein Präsident, der viel verspricht und wenig hält: Frankreichs bekannteste Klimaaktivistin Camille Etienne macht sich Sorgen.

Autoblockaden als ziviler Ungehorsam in der Klimakrise? Wofür die Grünen-Umweltministerin Steffi Lemke sich gerade einiges von FDP-Kabinettsfreunden anhören muss, darüber gibt es für Camille Etienne gar keine Diskussion: Manchmal müsse man „auch zivilen Ungehorsam“ leisten. Das Recht, so die Französin, die sich selbst als „militante Klimaaktivistin“ bezeichnet, garantiere „nicht immer das Beste für das Allgemeinwohl. Wenn das der Fall ist, dann müssen wir den Gehorsam verweigern.“
Camille Etienne ist in Frankreich so bekannt wie Luisa Neubauer von „Fridays for Future“ in Deutschland. Im Gradmesser spricht sie über Frankreichs verunglücktes Klimagesetz, die große Abhängigkeit des Landes von der Kernenergie, und warum der Kandidat der Grünen, Yannick Jadot, bei der anstehenden Präsidentschaftswahl wohl keine Chance hat.
Eine Video-Aufnahme des Gesprächs, das bei der Konferenz Europe 2022 von Tagesspiegel, „Zeit“, „Handelsblatt“ und „Wirtschaftswoche“ geführt worden ist, können Sie hier sehen.
Der IPCC-Leitautor https://twitter.com/wolfgangcramer?ref_src=twsrc%5Egoogle%7Ctwcamp%5Eserp%7Ctwgr%5Eauthor erläutert außerdem im Klimapodcast, warum Frankreichs enge Bindung an die Kernenergie seiner Einschätzung nach am militärischen Sektor hängt. Präsident Emmanuel Macrons Klimapolitik sehen sowohl Etienne als auch Cramer kritisch: Weil er seine Versprechen nicht gehalten hat, so die Aktivistin. Und weil er auf nationaler Ebene lieber die alte Industrie stärkt, statt ernsthaften Versuche zu machen, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, so der Wissenschaftler, der am Institut Méditerranéen de Biodiversité et d'Ecologie marine et continentale forscht. Fragt sich, was das angesichts der aktuellen französischen EU-Ratspräsidentschaft für die weiteren Schritte der EU-Klimapolitik bedeutet.
Was haltet Ihr von den Autoblockaden der Klimaaktivist:innen? Wir freuen uns über Mails von Euch an [email protected].

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