Vor 75 Jahren, am 14. Mai 1948, gründete sich der Staat Israel. Umgehend erklärten die arabischen Staaten Israel offiziell den Krieg. Sie wollten nicht akzeptieren, dass sie den Preis für das monströse Unrecht zu bezahlen hätten, das an Europas Juden begangen worden war. Aber wann eigentlich begann die Vorgeschichte dieser Staatsgründung? Welche Rolle spielte etwa die Dreyfus-Affäre in Frankreich, welche der Umstand, dass Wien mit Karl Lueger einen antisemitischen Bürgermeister wählte, welche ein idealistisch verstandener Sozialismus? Der politische Zionismus hat zwar eine klar zu benennende Geburtsstunde, zur Staatsgründung aber führten verzweigte Wege. Doch auch die Geschichte Israels selbst ist komplex und teils sogar paradox, sagt Michael Brenner, Inhaber des Lehrstuhls für Jüdische Geschichte und Kultur an der LMU München. In seinem Essay zeichnet er diese Geschichte so profund wie anschaulich nach – und zieht lange Linien über die konfliktreiche Gegenwart in eine wünschenswerte Zukunft.