The Making of "Bunga Bunga".

The 3 Stimmen für gutes Kino lassen sich treiben im wilden Fluss der Macht zwischen Politik, Geschäft, Drogen und Sex, Sex, Sex. Die unerhört, unfassbaren Exzesse des Silivo Berlusconi, nacherzählt von Ästhetik-PapstPaolo Sorrentino in "Loro – Die Verführten". Würden auch Sie Italiens Skandalpolitker Nr.1 ins Séparée folgen? Dies und mehr in unserer neuen Folge "Lichtblick on air", dem ersten deutschen Kinopodcast von uns den Kinobetreibern für Sie, die Kino Liebhaber.

Der Kinopodcast

Abgesang auf eine kränkelnde Nation und ihr wohl schillerndstes Symptom – Polit-Playboy Silvio Berlusconi.


Paolo Sorrentino versteht es wie kaum jemand sonst, große Männer in all ihrer erhabenen Pracht und all ihrer menschlichen Erbärmlichkeit zu zeigen. Vergehende Halbgötter, die ihren sich ankündigenden Abstieg entweder nicht sehen oder nicht wahrhaben wollen. Vor genau zehn Jahren schuf er das vielfach ausgezeichnete Meisterwerk „Il Divo – Der Göttliche“ über den damaligen italienischen Ministerpräsidenten Giulio Andreotti, der es schaffte seine politische Macht über Jahrzente mit allen nur möglichen Mitteln zu halten. Und auch in seinem oscarprämierten „La Grande Bellezza“ skizziert er mit scharfem Auge die banale Oberflächlichkeit, die hinter dem opulenten Dolce Vita des mondänen Roms und seiner schillernden High Society liegt. In „Loro“ verbinden sich diese exzessive Dekadenz mit politischer Unantastbarkeit im satirischen Biopic über einen der wohl faszinierendsten Politiker und Geschäftsmänner der jüngeren italienischen Geschichte – Silvio Berlusconi. Das größenwahnsinnige Treiben von „Bunga Bunga“- Berlusconi und seinem politischen Führungszirkel, seinen Bewunderern und Nutznießern, zwischen Sex, Politik, Geschäft und Machtmissbrauch setzt der Meister der eindrucksvollen Ästhetik so gekonnt in Szene, dass man die selbst geschaffene Übermenschlichkeit fast wie prickelnden Champagner auf der Zunge spüren kann. Ge-nussvoll fungiert man dabei als Beobachter wie der übergroße Politiker und Medienmagnat samt seiner Gefolgschaft in all seiner Überschätzung in die Lächerlichkeit abgleitet, um schluss-endlich im selbst entfachten Feuer zu verglühen. Zynisch schöne Zustandsbeschreibung einer italienischen Gegenwart, in der sich Viele lieber lustvoll Blenden lassen, als selbstkritisch in die Fratze von Korruption und Populismus zu blicken. Sorrentinos Mensch will verführt werden, und das konnte Berlusconi wie kein zweiter…(jh)


Italien, Frankreich 2018, 145 Min., FSK 12, Drehbuch und Regie: Paolo Sorrentino, Darsteller: Toni Servillo, Riccardo Scarmarcio, Kasia Smutniak


LOROAB 15.11.


NOTIZ: Berlusconis neuestes Spielzeug ist der Drittligafußballclub „Monza 1912“, in dem der nun 82-Jährige ein Ohrring- und Bartverbot für die Spieler einführte. Die Spieler dürfen keine Tattoos haben und müssen sich nach einem Foul beim Gegner entschuldigen, denn sie sollen Vorbilder sein. Das Leben schreibt die besten Geschichten…