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Globale: Der Wiener Kreis

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Digitale Logik und wissenschaftliche Philosophie

24.04.2016 – 04.09.2016
ZKM_Lichthof 8

Zum Abschluss der GLOBALE wird die von dem Mathematiker Karl Sigmund und dem Wissenschaftshistoriker Friedrich Stadler (beide Universität Wien) kuratierte Ausstellung »Der Wiener Kreis – Exaktes Denken am Rand des Untergangs« eröffnet. Die Ausstellung wurde für die Feiern zum 650-Jahre-Jubiläum der Universität Wien 2015 konzipiert. Das ZKM zeigt eine reduzierte Version der erfolgreichen Ausstellung unter dem Titel »Der Wiener Kreis – Digitale Logik und wissenschaftliche Philosophie«.

Vom 1. bis 2. Juli 2016 findet das Symposium »Der Wiener Kreis – Aktualität in Wissenschaft und Kunst« statt.

Der Wiener Kreis wurde in den 1920er Jahren vom Philosophen Moritz Schlick, dem Sozialreformer Otto Neurath und dem Mathematiker Hans Hahn gegründet. Wöchentlich trafen sich die Mitglieder des Wiener Kreises zum Gedankenaustausch und legten dabei Grundsteine für wichtige Forschungsfelder des 20. Jahrhunderts. Zentrales Anliegen seiner Mitglieder war es, dem um sich greifenden Irrationalismus in Politik und Kultur ein System des empirisch-rationalen, wissenschaftlichen Handelns und Denkens entgegenzusetzen. Namhafte WissenschafterInnen nahmen an den Treffen teil: Neben dem berühmten Philosophen Ludwig Wittgenstein schätzten auch der Logiker Bertrand Russell oder die Mathematikerinnen Olga Hahn-Neurath und Olga Taussky die Runde. Der Philosoph Karl Popper und der Mitbegründer der Spieltheorie Oskar Morgenstern bezogen wichtige Anregungen aus den Diskussionen im Wiener Kreis.

Vermittelt werden mit der Ausstellung die außergewöhnlichen intellektuellen und kulturellen Überlegungen dieser bemerkenswerten DenkerInnen, die bis in unser heutiges Leben hineinreichen. So bildeten manche der interdisziplinären Untersuchungen des Wiener Kreises die Basis, auf die sich spätere WissenschafterInnen bei der Entwicklung von Algorithmen, Computerprogrammen oder Piktogrammen bezogen. Neben derartigen Errungenschaften beleuchtet die Ausstellung aber auch die dunklen Seiten der Epoche, mit denen die Mitglieder des Wiener Kreises in ihrem Alltag konfrontiert waren. Denn es waren die Exzesse des politischen Fanatismus und des Antisemitismus, die schließlich die Zerstörung des Zirkels nach sich zogen.

Arbeit und Wirken des Wiener Kreises

Der Wiener Kreis spielt in der Wissenschaftstheorie des 20. Jahrhunderts eine maßgebliche Rolle: Die Entwicklungen der Philosophie orientierten sich vielfach am Geschehen in Wien, Prag sowie Berlin und fanden von hier aus ihre Verbreitung. Die Themen des Wiener Kreises wurden rasch von führenden Köpfen und Intellektuellen in Europa und den USA aufgegriffen. Öffentlich zu wirken begann der Wiener Kreis 1924. Die Treffen fanden stets an Donnerstagen im Mathematischen Seminar der Universität Wien in der Wiener Boltzmanngasse statt. Die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen im Land verbreiteten sich auch an der Universität Wien rasch: Durch antisemitische und rassistische Strömungen wurde es für den Wiener Kreis zunehmend schwieriger, öffentlich aufzutreten und zu arbeiten. 1934 starb der Mitbegründer Hans Hahn, im gleichen Jahr ging Otto Neurath ins Exil.

Endgültig endeten die Treffen mit der Ermordung des Gründers Moritz Schlick 1936. Der Philosoph wurde von einem seiner ehemaligen Studenten aus persönlicher und weltanschaulicher Gegnerschaft auf der Philosophenstiege der Universität Wien erschossen. Eine Erinnerungsplakette an der Stelle des Attentats erinnert heute an Schlick. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte der Wiener Kreis an seiner Entstehungsstätte für lange Zeit nicht wieder auf. Seine Ideen fanden jedoch weiter international Anklang. Somit wirkte der Wiener Kreis auch nach dem Krieg fort und prägte die Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts.

Aufbereitung der Inhalte

Um die Werke und die Wirkung des Wiener Kreises im Bereich der Wissenschaft und Volksbildung aufzuarbeiten und zu dokumentieren, wurde 1991 an der Universität Wien das »Institut Wiener Kreis« gegründet, das 2011 ein Institut der Universität Wien wurde. Wissenschaftlicher Leiter des Instituts ist Friedrich Stadler, Professor am Institut für Philosophie und Zeitgeschichte der Universität Wien.

Eine multimediale Interpretation des Wiener Kreises bietet die vom ZKM entwickelte Installation »CloudBrowsing – Wiener Kreis« für den »PanoramaScreen«. Eine etwa 20 Quadratmeter große, kreisrunde Projektionsfläche lädt BesucherInnen zur Interaktion mit Bildern und Textdokumenten ein. Die Objekte aus zwölf Themenbereichen werden laufend durch einen Computeralgorithmus automatisch aus Wikipedia generiert und liefern Links zu weiterführenden Informationen.

Publikationen zur Ausstellung

Zur Ausstellung ist im LIT Verlag ein ausführliches Katalog-Buch erschienen. Zusätzlich ergänzen und vertiefen aktuelle Publikationen der beiden Kuratoren die Ausstellung:
Karl Sigmund, »Sie nannten sich Der Wiener Kreis. Exaktes Denken am Rand des Untergangs« (SpringerSpektrum, 2015) sowie Friedrich Stadler, »Der Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des Logischen Empirismus im Kontext« (Deutsch und Englisch. Springer, 2015).

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Digital Logic and Scientific Philosophy

24.04.2016 – 04.09.2016
ZKM_Atrium 8

The »Vienna Circle – Exact Thinking in Demented Times« exhibition curated by mathematician Karl Sigmund and science historian Friedrich Stadler (both University of Vienna) is being opened to end the GLOBALE. The exhibition was organized for the University of Vienna’s 650th anniversary celebrations in 2015. The ZKM is showing a reduced version of this successful exhibition called »Vienna Circle – Digital Logic and Scientific Philosophy«.

As part of the exhibition the symposium »The Vienna Circle – Currentness in Science and Art« takes place on July 1 and 2, 2016.

The Vienna Circle was founded in the 1920s by the philosopher Moritz Schlick, the social reformer Otto Neurath and the mathematician Hans Hahn. The members of the Vienna Circle met once a week to philosophize and in doing so laid the foundations for important fields of research in the 20th century. Its members’ main concern was to counteract the irrationalism taking hold around them in politics and culture with a system of empirical, rational and scientific thinking and action. These meetings were attended by reputable scientists: besides the famous philosopher Ludwig Wittgenstein, the logician Bertrand Russell and mathematicians Olga Hahn-Neurath and Olga Taussky also valued the group. The philosopher Karl Popper and Oskar Morgenstern, who co-founded the mathematical field of game theory, drew important inspiration from the Vienna Circle’s discussions.

This exhibition communicates the exceptional intellectual and cultural ideas of these remarkable thinkers that still reach deep into our lives today. For example, some of the Vienna Circle’s interdisciplinary analysis formed the basis that scientists used later on to develop algorithms, computer programs and pictograms. However, besides these kinds of achievements, the exhibition also highlights the dark sides of that time, which members of the Vienna Circle were confronted with in their everyday lives. As it was the excesses of political fanaticism and anti-Semitism that ultimately led to the dissolution of the circle.

Vienna Circle’s work and impact

The Vienna Circle played a crucial role in the philosophy of science in the 20th century: the developments within philosophy at that time were largely based on events in Vienna, Prague and Berlin, which then spread out from there. The Vienna Circle’s themes were quickly picked up on by leading minds and intellectuals in Europe and the USA. The Vienna Circle’s public impact started in 1924. The meetings were always held on Thursdays at the University of Vienna’s Mathematical Seminar in Vienna’s Boltzmanngasse. The political and social developments throughout the country also spread rapidly at the University of Vienna. It became increasingly difficult for the Vienna Circle to appear and work in public due to anti-Semitism and racism. The co-founder Hans Hahn died in 1934 and Otto Neurath was forced into exile in the same year.

The meetings finally ended with the murder of the founder Moritz Schlick in 1936. The philosopher was shot out of personal and ideological rivalry on the steps of the University of Vienna’s philosophy faculty by one of his former students. A memorial plaque still commemorates Schlick today at the spot where he was assassinated. After the Second World War the Vienna Circle was not revived at its place of origin for a long time. But its ideas still found acclaim on an international level though. As a result, the Vienna Circle continued to have an impact after the war and influenced 20th century intellectual history.

Preparation of content

The »Institute Vienna Circle« was founded in 1991 to prepare and document the works and impact of the Vienna Circle in science and national education and it became a University of Vienna institute in 2011. The Scientific Director of the Institute is Friedrich Stadler, Professor at the Institute for Philosophy and Contemporary History at the University of Vienna.

The installation »CloudBrowsing« developed for the »PanoramaScreen« by ZKM provides a multimedia interpretation of the Vienna Circle. A roughly 20 square meter circular projection screen invites visitors to interact with pictures and text documents. The objects from twelve topic areas are continuously automatically generated by a computer algorithm from Wikipedia and provide links to more information.

Exhibition publications

A detailed catalogue has been published by LIT Verlag for the exhibition. Current publications by the two curators also supplement the exhibition providing more in-depth knowledge:
Karl Sigmund, »Sie nannten sich Der Wiener Kreis. Exaktes Denken am Rand des Untergangs« (SpringerSpektrum, 2015) as well as Friedrich Stadler, »The Vienna Circle. Studies in the Origins, Development, and Influence of Logical Empiricism« (German and English. Springer, 2015).

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