Klimaschutz steht international aktuell nicht ganz oben auf der Agenda. Beim Klimagipfel, der COP27, kommt es in Ägypten zum Schwur: Halten reiche Staaten wie Deutschland ihre Versprechen? Gerade bei der Bundesregierung fragen sich Partner derzeit, wo die Reise eigentlich hingehen soll.

Klimaschutz steht international gerade nicht ganz oben auf der Agenda. Beim Klimagipfel, der COP27, kommt es in Ägypten zum Schwur: Halten reiche Staaten wie Deutschland ihre Versprechen?

Nach dieser Folge macht der Gradmesser zwei Wochen Pause und erscheint das nächste mal wieder am Freitag, den 11. November.
Ein „Moment der Wahrheit“ wird die Weltklimakonferenz im ägyptischen Sharm el-Sheikh, davon geht Lutz Weischer von „Germanwatch“ aus. Wenn ab dem 6. November für zwei Wochen die Mitgliedsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention zu ihrem jährlichen Gipfel zusammenkommen, wird sich zeigen, was die Versprechen der vergangenen COP in Glasgow wirklich Wert waren. (ab ca. 7:00 Min.)
Wie ernst die Staaten es meinen mit dem Ausstieg aus Kohle, sowie aus Öl und Erdgas, ob die reichen Staaten mit den hohen CO2-Emissionen tatsächlich die ärmsten Länder, die am meisten unter der Klimakrise leiden, jetzt endlich mit den versprochenen Geldern unterstützen, das sind zwei der wichtigen Fragen, auf die es jetzt Antworten geben muss, betont der politische Leiter der Umwelt- und Entwicklungsorganisation im ausführlichen Podcast-Gespräch.
Zwar dürfe man die Wirkung der Weltklimakonferenz auch nicht überschätzen, sagt Weischer. Aber: „Da schaut die ganze Welt hin und erfährt: Wie weit sind wir auf dem Weg zu den Pariser Klimazielen gekommen“. Dieses Pariser Klimaabkommen übrigens, in dem sich die Staaten der Welt darauf verständigt haben, gemeinsam die durchschnittliche Erderwärmung auf mindestens deutlich unter zwei Grad im Vergleich zur Zeit vor der Industrialisierung zu beschränken, am besten aber nicht über 1,5-Grad steigen zu lassen, wurde auf der COP21 in Paris beschlossen. Wie das Abkommen funktioniert, erklärt Susanne Ehlerding vom Tagesspiegel Background Energie und Klima. (ab ca. 1:40 Min.)
Allerdings haben Russlands Angriffskrieg in der Ukraine und die auch von Deutschland jetzt hektisch betriebene Suche nach alternativen fossilen Energiequellen große Unsicherheiten ausgelöst, ob der Weg in Richtung Erneuerbare Energien weg von den Fossilen tatsächlich künftig so konsequent beschritten werden wird. Auch das muss auf der COP27 geklärt werden, sagt Weischer. Denn gerade sieht es so aus, als ob zum Beispiel Kanzler Olaf Scholz, anders als in Glasgow versprochen, künftig doch wieder in die Erschließung von Erdgasquellen im Ausland investieren lassen will.
Und da geht es vor allem um Vertrauen, das gerade die reichen Staaten in den vergangenen Jahren massiv verspielt haben. In Paris wurde nämlich auch beschlossen, dass die ärmsten Länder der Welt ab 2020 mit jeweils 100 Milliarden Dollar jährlich beim Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel unterstützt werden sollen. Doch dieses Geld bekommen sie bisher nicht, beziehungsweise deutlich weniger.
Gar kein Geld gibt es bisher für die Schäden, die durch die Folgen der Klimakrise entstehen, und die zum Beispiel im Zuge der katastrophalen Dürre am Horn von Afrika inzwischen Millionen Menschenleben bedrohen. „Die Staats- und Regierungschefs könnten die COP27 nutzen, das zerstörte Vertrauen wieder aufzubauen, indem sie endlich aufhören zu reden und handeln, sagt die kenianische Klimaaktivistin Elizabeth Wathuti. (ab ca. 28:00 Min.)
Manchmal, sagt sie, hat sie den Eindruck, dass die Europäer noch nicht so richtig verstehen, wie existenziell die Klimakrise ist.
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