Katar hatte ein CO2-neutrales Turnier angekündigt, trotz riesiger neuer Stadien und täglicher Fan-Flüge. Die Praxis sieht jetzt deutlich weniger grün aus, Fifa-Chef Gianni Infantino stört das nicht. Kein Wunder, schließlich hat die Fifa die Emissionen mit schöngerechnet.

Katar hatte eine CO2-neutrale Weltmeisterschaft angekündigt, trotz riesiger neuer Stadien und täglicher Fan-Flüge. Die Praxis ist jetzt weniger grün, Fifa-Chef Infantino stört das nicht.

Fifa-Chef Gianni Infantino hat in Katar nicht nur die beste, sondern auch die erste klimaneutrale Fußballweltmeisterschaft versprochen. In dem Land, das mit rund 34 Tonnen im Jahr den mit Abstand höchsten CO2-Ausstoß pro Kopf weltweit hat. Wie Klimaneutralität da gehen soll – und ob es überhaupt möglich ist, darum geht es im Gespräch mit Islamwissenschaftler Tobias Zumbrägel vom Carpo-Institut (ca. ab Min. 6:50).
Vorher sagt Inga Hofmann aus der Tagesspiegel-Sportredaktion, warum Katar trotz heftiger Kritik die WM im Jahr 2010 überhaupt zugesprochen worden ist (ca ab Min. 1:30). Am Ende der Folge berichtet Susanne Ehlerding vom Tagesspiegel Background Energie und Klima von den wichtigsten Entwicklungen und Erkenntnissen von der Weltklimakonferenz in Scharm el Scheich in Ägypten (ca. ab Min. 28).
Katar, in dem gerade mal 300.000 Kataris leben und noch einmal etwa zwei Millionen ausländische Arbeitende, hat für die WM acht riesige neue Fußballstadien bauen lassen. Allein für die WM-Infrastruktur habe man mehr als 200 Milliarden Dollar ausgegeben, wird verkündet.
Das Emirat und die Fifa selbst gehen davon aus, dass durch das Turnier insgesamt 3,6 Millionen Tonnen CO2 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen werden. Das ist mehr als manche Länder in Afrika in einem ganzen Jahr ausstoßen. Doch angesichts der massiven Baumaßnahmen erscheint die Zahl immer noch zu niedrig, was inzwischen auch unabhängige Untersuchungen bestätigen.
Denn Katar und die Fifa haben die ohnehin sehr hohen Emissionen buchhalterisch schöngerechnet, der eigentliche Betrag ist mindestens sechs Mal höher. So ignoriert Katar zum Beispiel die täglichen rund 160 Shuttle-Fan-Flüge aus den Nachbarländern ignoriert.
Außerdem strecken das Emirat und die Fifa Emissionen, die beim Bau und Betrieb der Stadien entstehen, auf 60 Jahre Laufzeit und nehmen dann nur 70 Tage davon in ihre WM-Bilanz auf. Warum dann auch die angekündigte Kompensation der CO2-Emissionen nicht hält was sie verspricht, auch das erklärt Tobias Zumbrägel.
Obwohl Katar inzwischen selbst die Folgen der Klimakrise deutlich spürt, setzt das Land weiter voll auf Erdgas. Kritik aus Deutschland daran ist angesichts der Einkaufstour der Bundesregierung in die Golfstaaten auf der Suche nach Flüssiggas allerdings etwas wohlfeil.
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