Den eigenen Körper kennen und verstehen, ist nicht nur für Empfängnisverhütung oder gewollte Schwangerschaften notwendig, immerhin ist unser Körper unsere Schnittstelle zur Welt. Früher schrieb frau ihre Menstruationstage und entsprechende Informationen vielleicht in einen Kalender oder ein eigenes Büchlein. Heute verwenden viele sogenannte Zyklus-Apps. Dass wir dadurch aber all die Daten, die wir dort eintragen, an Datenkapitalismus-Konzerne, Versicherungen und staatliche Stellen hergeben, war nicht Teil des Deals – oder doch?

Live mit Judith Strußenberg vom #36c3 Sendezentrum: Bis auf die Unterwäsche und weiter: Die blutige Wahrheit über Zyklusapps und wie Konzerne, Versicherungen und staatliche Stellen Daten aus Zyklus-Apps benutzen.


Den eigenen Körper kennen und verstehen, ist nicht nur für Empfängnisverhütung oder gewollte Schwangerschaften notwendig, immerhin ist unser Körper unsere Schnittstelle zur Welt. Früher schrieb mensch die Menstruationstage und entsprechende Informationen vielleicht in einen Kalender oder ein eigenes Büchlein. Heute verwenden viele sogenannte Zyklus-Apps (auch: „Perioden-Tracker“). Dass wir dadurch aber all die Daten, die wir dort eintragen, an Datenkapitalismus-Konzerne hergeben, war nicht Teil des Deals – oder doch?



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Notizen & Links

Eintrag im Konferenzsystem des Sendezentrums


Zyklusapps unter erwachsenen Personen in der Beliebtheit auf Platz 4, bei weiblich gelesenen Nutzenden auf Platz 2


„Lifestyle“ Soziologin Marie Kochsiek spricht davon, dass es möglich ist, einen lockeren, nicht schambesetzen Umgang mit dem Thema Zyklus zu finden.


App „Natural Cycles“, die vom TÜV Süd als Verhütungsmittel zertifiziert wurde. Die Zertfizierung sagt aber nur, dass die App die Anforderungen der europäischen Medizinprodukterichtlinie erfüllt, eine Aussage über die Verhütungssicherheit gibt das Zertifikat nicht. Der App-Entwickler selbst spricht davon, dass ca. 7 Prozent der Nutzenden bei typischer Verwendung ungewollt schwanger wurden.

7 Prozent sind eine ganze Menge. Deshalb wurde auch schon die britische Aufsichtsbehörde tätig und ließ eine Werbeanzeige verbieten, die die App als „highly accurate“ anpries.


Es gibt eine ganze Reihe an Wearables zur Zykluskontrolle. Hier ist die Bandbreite groß: Sie werden an Ober- oder Unterarm, als Klebepad oder Ohrstöpsel getragen. Außerdem entweder dauerhaft oder nur über Nacht in der Scheide.


-> Macht euch schlau, welche Methode Eurer App zugrunde liegt. Im November 2017 hat die Stiftung Warentest 23 Apps getestet, 18 davon fielen krachend durch, nur 3 wurden mit gut bewertet.


Was für Daten können erfasst werden?
Kinderwunsch
Alkoholkonsum
Verhütungsmethode & Name der Pille falls verwendet
Art des Geschlechtsverkehrs (geschützt/ungeschützt)
Masturbation
Krankheit(en)
Sexualverhalten
Psychische Verfassung
Tagebucheinträge
Temperaturkurve
Sportliche Aktivitäten
Arztbesuche
Geburtsdatum
Medikamente
Erinnerungsfunktion für die Pille
Wohnort
Kaffee, Alkohol- und Nikotinkonsum
Art der verwendeten Hygieneartikel (Tampons, Binden, etc.)
Schmerzen (Art, Stelle)
PMS / Stimmungsschwankungen

-> Das Sammeln von mehr Daten kann sogar dazu führen, dass eine App von den Nutzenden als funktioneller und vertrauenserweckend angesehen wird, auch wenn die Daten dann gar nicht in die Vorhersagen einfließen.


Welche Daten können übertragen werden?

All of the above Plus Smartphone-Geräteidentifikationsnummer und vieles mehr


Untersuchung von Kuketz zu Clue

Untersuchungen von Privacy International

Buzzfeed Artikel dazu

CodingRights


Nutzung durch die Werbeindustrie

Verwendung und Weiterverkauf an Werbekunden aller Art (z.B. Facebook) um je nach Wunsch und Zeitpunkt im Zyklus passende Produkte einzuspielen. Wenn man sich sowieso schon aufgedunsen und unattraktiv fühlt, ist es sicher ein rieser Boost für das Selbstwertgefühl, wenn einem dann auch noch der eigene Computer in Form einer Akne-Werbung sagt, wie schlecht es gerade um einen steht.


Werdende Eltern verändern ihr Konsumverhalten mitunter drastisch. So wusste die Supermarktkette Target noch vor den Eltern einer schwangeren Jugendlichen von ihrer Schwangerschaft und schickte ihr ein Bündel Gutscheine. Wer es schafft, sie hier zu beeinflussen, hat oft für Jahre treue Kundinnen und Kunden. Das macht die Daten für Marketer so wertvoll. Das spiegelt sich auch in den Preisen wieder, die für die Daten gezahlt werden: In den USA sind die Daten einer beliebigen durchschnittlichen Person 0,10$ wert, während für die Daten von Schwangeren mit 1,50$ das Vielfache gezahlt wird.


Man kann das natürlich auch anders sehen: „My period-tracking app tells Facebook and I’m ok with that. Knowing my cycle is my superpower – and I’m not ashamed to share my data. In fact, I welcome ads that are tailored to me“

-> Kannste schon so machen, kann aber dazu führen, dass bei einem vergessenen Eintrag von Zyklusdaten Facebook mit Babywerbung überschwemmt wird.

Es kann auch passieren, dass das nach einer Fehlgeburt so bleibt, was in einer sowieso schon angespannten psychischen Situation ernste Folgen haben kann.


Ovia grants the company a „royalty-free, perpetual, and irrevocable license, throughout the universe“ to „utilize and exploit“ their de-identified personal information for scientific research and „external and internal marketing purposes.“ Ovia may also „sell, lease or lend aggregated Personal Information to third parties,“ the document adds.


Nutzung durch staatliche Stellen

In Minnesota hatte der state health director Dr. Randall Williams ein Dokument vorliegen mit den Gesundheitsdaten von Frauen, die die letzte verbliebene Abtreibungsklinik im Staat besucht haben. Komplett mit Zyklusdaten etc. Sein Ziel als Abtreibungsgegner: der Klinik Fehler nachzuweisen und diese als Grundlage zur Schliessung hernehmen.


Missouri versucht gerade, wie mehrere weitere US-amerikanische Bundesstaaten, härtere Gesetze gegen Abtreibung durchzusetzen: es soll keine Abtreibung ab der 8. Schwangerschaftswoche mehr möglich sein. Ausnahmen gibt es bei medizinischen Notfällen, nicht aber bei Vergewaltigung oder Inzest.


Im Mai 2019 wurden Details über die App Femm bekannt: ihre Entwicklung wurde mit 1,8 Mio. Dollar zum großteil von einer katholischen Stiftung bezahlt, die sich gegen Abtreibung einsetzt. In der App, die im Mai 2019 rund 400.000 Nutzende auf der ganzen Welt hatte, wird gezielt Zweifel an hormonollen Verhütungsmitteln gesät und die Nutzung der App als wirklich natürliche Metheode angepriesen – ohne freilich ausreichend auf die Risiken dieser Methode oder den eigenen ideologischen Hintergrund hinzuweisen. Bei der von Femm promoteten Methode werden im Durschnitt 25 von 1000 Frauen pro Jahr schwanger (Zahlen für die USA).

Artikel in The Guardian

Instyle Artikel


Datenschutzfreundliche Apps

Artikel im Kuketz Blog

drip bzw. im Play Store

Periodical (F-Droid)

Periodentracker in Apple Health (seit iOS 13)


Wenn Ihr aus welchem Grund auch immer bei Eurer App bleiben wollt:

1) Wechselt regelmäßig eure Advertising ID. Das ist grundsätzlich keine schlechte Idee. Bei den meisten Android Geräten funktioniert das wie folgt: Settings > Google > Ads > Reset Advertising ID

2) Braucht ihr wirklich personalisierte Werbung? Begrenzt das: Settings > Google > Ads > Opt out of personalized Advertising

3) Schaut euch an, welche Berechtigungen eure Apps haben und überprüft, ob sie diese wirklich brauchen


Wall Street Journal Artikel (leider hinter Paywall)

You Give Apps Sensitive Personal Information. Then They Tell Facebook.

Popular Apps Cease Sharing Data With Facebook


Trankskript

*** coming soon ***


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