In dieser Folge (PG-DPP, 00016, 3[A.]) geht McCouman auf das Absolute und die dahinter liegenden phil. Fallstricke ein.

Das Absolute (von lat. absolutum, „das Losgelöste“) ist ein Begriff, der in vielen Bereichen der Theologie und Philosophie
Verwendung findet und das völlige Enthobensein von allen (einschränkenden) Bedingungen oder Beziehungen bezeichnet.
In der philosophischen Tradition ist der Begriff eng verwandt mit dem des Unbedingten. (Wikipedia)

1. Das Umfassende.
2. Das eigentlich und letzthin Wirkliche.
3. Jenes Unbedingte, das als solches alles andere bedingt. Das Unendliche, was als Bedingung für das Endliche steht.
4. Es steht auch für das, was ist, als äußersten oder letzten Grund vom Etwas.
5. Das Sichselbst-Genügende und somit, das an sich Seiende.
6. Ein in höchsten Grad Seiendes; Jenes hohe Wesen als ein Gott.



Das Problem des A. steht jeher als ein Problem in der mathephysischen Tradition.
So wurde schon bei Cusanus eine Beziehung mit Gott und den A. aufgemacht, wobei die Frage nach dem A.,
damit auch gleichzeitig eine Frage nach dem „Grundlegenden“ sein muss. Damit ist sie vor allem ontologisch
ausgerichtet. Denn letztlich fragt man: Was macht die Wirklichkeit aus, das sie ist, wie sie ist?
Was ist der Grund? Und: Was ist die Bedeutung von Wirklichkeit, die unser Leben ausmacht?
Was zeichnet die Wirklichkeit aus? Was ist die Struktur von Wirklichkeit? Auf der Suche dies zu hinterfragen,
entstanden zwei unterschiedliche Wege von Sichtweisen:



I. Die Frage, nach den allgemeinen Zügen, dessen: was ist. Also nach den elementaren Bestimmungen
die ein Seiendes als ein Seiendes auszeichnet. (vgl. Ontologie)

II. Die Frage nach dem höchsten Seienden, jenen Wesen, durch das ein Ganzes wie unsere Welt,
verstanden und bestimmt werden kann. Zugleich steckt darin wieder eine Frage, die sich auf die
Suche nach dem abschließenden, letzten und einheitlichen Prinzip macht (Theologie, vgl. dazu Ontologie).



Wer das A. als Begriff verwendet, spricht damit der Wirklichkeit automatisch einem Sinnzusammenhang zu.
Und neben dem ontologischen, gibt es auch noch weitere Bedeutungen, die dem A. zugesprochen werden.
Etwa einer erkenntnistheoretischen, aber auch eine ethische Bedeutung.



(A) Die Erkenntnistheoretische Bedeutung versteht das A. als das in der Wirklichkeit zugrundeliegende,
und zugleich das Grundlegende, was für deren Verstehbarkeit selbst steht. Diese Verbindung kam schon sehr
früh im Idealismus auf. Dort wurde das A. als etwas verstanden, was uns das Wissen von einer Wirklichkeit
ermöglicht. Nämlich als solches, eine Synthese einer sinnstiftenden Instanz - das absolute Ich.

(B) In der Ethik bedeutet A. eher, sich mit der Frage auseinander zu setzen: Worin besteht jenes höchste
Gut, was als ein vollkommen absolutes Gutes wäre, so das es an sich, gut ist?



Vor allem bei Platon spielen beide Sichtweisen eine große Rolle. Für Ihn ist das höchste Prinzip,
das Gute selbst, als das eigentlich Wirkliche: die Idee des Guten. Vor allem im deutschen Idealismus
spielt das A. durch Spinoza Begriff vom Gott als dem Unendlichen, dem A. oder der unendlichen Einheit
in dem alles seinen Ursprung hat. Auch in Kants kritischen Philos. geht es darum. So meinte er: es sei
unmöglich, von dem A. in dem Sinn zu reden, wie es die metaphysische Tradition es verstand - einem
selbstständigen Objekt (vgl. Subjekt / Objekt). Das A. resp. das Unbedingte kann somit nach Kant,
in praktischer sowie theoretischer Sicht nur als Idee eines im Sinne regulatorischen Prinzips verstanden
werden. Der deutsche Idealismus meint dabei vor allem, dass das A., die Wirklichkeit eine zusammenhängende
Einheit (vgl. System), als ein großer Systemgedanke zu verstehen ist.



Allerdings könnten wir auch zurückfragen: nämlich worin denn genau wird diese Einheit gründet und
was wird unter Prinzip der Wirklichkeit prinzipiell verstanden? Und genau hier gehen die Antworten
weit auseinander. Bei Fichte ist zum Beispiel das A. ein sie bedingendes Ich. Schelling hingegen begreift
das A. als ein im Ursprung gemeinsamen Grund für Freiheit und Natur, die sich in der Identitätsphilosophie
widerspiegelt. Für Hegel hingegen ist es Idee: als Begriff der Vernunft die sich selbst Wirklichkeit gibt.
Dabei meint Hegel zum einen: dass die Wirklichkeit stehts vernünftig ist, und im zweiten: dass diese
(die Vernunft selbst), die Macht ist, welche sich selber verwirklichen kann. Damit wird das A.
das Ergebnis des Resultats, indem es sich selbst mittels eigener Prozesse verwirklicht. Dabei so Hegel,
trennt es sich im Prozess von sich selbst in der Entzweiung und kehrt zu sich selbst zurück (Versöhnung).
Damit ist die absolute Idee: ein Selbstentfaltung und Zu-sich-selbst-Kommen: also selbst Geist.



Damit geben uns nun alle drei Philos. eine Antwort auf unsere Frage, wie wir den Grund von Wirklichkeit
genauer charakterisiert können. Das Prinzip der Wirklichkeit als das A. also. Genauer versteht Fichte das
eigentlich Wirkliche, als die Freiheit, aus der alles andere verstanden werden muss; als die eigentlich
schöpferische Freiheit. Schelling sieht Freiheit und Natur, eher als Abstraktionen vom Grundlegenden einer
ursprünglichen Identität an. Für Hegel ist es jedoch anders. Für Ihn ist das A. nicht einfach ein
Ursprüngliches oder ‚Erstes‘, sonder wie er meint, vielmehr abstrakt und unentfaltet. Als Resultat
und Prozess wird etwas nur dadurch wirklich, wenn es entfaltet wird. Damit ist das im eigentlichen
Sinn Wirkliche, die verwirklichende Vernunft. Ist das A. damit Vernunft, kann es als ‚spekulatives
Denken‘ (vgl. Spekulation, Dialektik) begriffen werden.



Hier bemerken wir schon, dass die Möglichkeit einer solchen spekulativen Erkenntnis über das A.
eben nicht ganz ausreichen und zurecht, in der nachhegelschen Philos. auch zur Kritik wurde.
Denn das Unbedingte des A. wird zur Voraussetzung, welche die Vernunft selbst nicht hinterfragen kann.
Eine Erkenntnis durch oder des A. selbst, ist daher nicht möglich. Im Positivismus wird somit jede
Möglichkeit abgesprochen, überhaupt etwas sprachlich sinnvolles zum A. beitragen zu können.



PS. Mehr findest Du später in meinen noch folgenden Podcast: „Geistreich: Von den Weichenstellungen
der Geistesgeschichte hin zu den Hauptwerken der Philosophie“. Dort werde ich nicht nur auf die Theorien
der Philosophen eingehen, sondern mich auch in Spezialsendungen mit Ihnen selber befassen.





Sapere aude!

(mc, 2020)






Rev.: 6


Quellennachweise

Lit.:

S. Majetschak: Die Logik des A. Spekulation und Zeitlichkeit in der Philos.
Hegels, 1992. N. Rescher: Moral Absolutes. An Essay on the Nature and Rationale of Morality, 1989.
V. Rühle: Verwandlung der Metaphysik. Zur systematischen Darstellung des A. bei Hegel, 1989.
X. Tilliette: L’absolu et la philosophie. Essais sur Schelling, 1987.
S. Sprigge: The Viniciation of Absolute Idealism, 1983. D. Henrich: Andersheit und Absolutheit des Geistes.
Sieben Schritte auf dem Weg von Schelling zu Hegel. In: Selbstverhältnisse, 1982, S. 142 - 172.
K. Hemmerle: Gott und das Denken nach Schillings Spätphilos., 1968.
J. Habermas: Das A. und die Geschichte, 1954. H. Radermacher: Fichtes Begriff des A., 1970.
J. Heiler: Das A., 1921.



WP.:

de. Absolut, l.A. https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Das_Absolute&oldid=196533925, 2020.

de. N.v. Kues, l.A. https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Nikolaus_von_Kues&oldid=206601205, 2020.

de. Sapere aude, l.A. https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sapere_aude&oldid=207035276, 2020.\