Laura Karasek findet, dass Frauen mehr Anerkennung verdient haben. Und mehr Solidarität untereinander brauchen. Für Seema aus Indien ist ein Leben alleine als Frau, also ohne Ehemann und Familie nicht denkbar.

Laura Karasek findet, dass Frauen mehr Anerkennung verdient haben. Und mehr Solidarität untereinander brauchen. Für Seema aus Indien ist ein Leben alleine als Frau, also ohne Ehemann und Familie nicht denkbar.

Seema lebt in Indien und wird von ihrem Mann verstoßen – weil sie keine Kinder von ihm bekommen kann. Wo soll sie jetzt hin? Viele Frauen aus den ländlichen, ärmeren Gegenden Indiens wurden nie auf ein Leben ohne Ehemann und Familie vorbereitet, haben keine Ausbildung und sind von ihren Männern abhängig. Wenn eine Ehe scheitert, riskieren sie sogar, von der ganzen Gemeinde verstoßen zu werden. Aber Seema findet einen Ausweg: Die Ausbildung zur SOS-Kinderdorfmutter in Faridabad. Dort erfährt sie nicht nur, wie man Mädchen und Jungen gleichberechtigt großzieht, sondern auch etwas über ihre eigenen Rechte als Frau.
Anwältin, Autorin und Moderatorin Laura Karasek erzählt eine ganz andere Geschichte. Sie ist sehr gut ausgebildet, erfolgreich, kann frei wählen, wie sie lebt. Doch auch in unserer Gesellschaft gibt es massive Einschränkungen für Frauen. Wie Frauen in unserer Gesellschaft wahrgenommen werden, und wie sie Herausforderungen mit mehr Solidarität meistern, erzählt Laura Karasek in unserem Interview.


Mädchentötung, Mitgiftmorde, Vergewaltigung: Das Ausmaß der Gewalt gegen Mädchen und Frauen in Indien ist erschreckend.
Söhne gelten in Indien als Ernährer, Stammhalter und Erben – Töchter wegen der kostspieligen Mitgift dagegen als Armutsrisiko. Bis zu 600.000 Mädchen jährlich werden deshalb auf dem Subkontinent abgetrieben, so eine Studie, die 2011 in der medizinischen Fachzeitschrift "The Lancet" veröffentlicht wurde. Aufgrund der massenhaften selektiven Abtreibungen und Mädchentötungen in Indien spricht man von "Femizid", "Genderzid" oder "Fetozid" / "Fötizid".


G-20-Studie: Indien ist frauenfeindlichstes Land


Indien ist nach einer G-20-Studie, die 2012 vorgestellt wurde, das frauenfeindlichste Land unter den großen Nationen der Welt. Grund ist die in der indischen Gesellschaft weit verbreitete Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Trotz der gesetzlichen Gleichstellung von Männern und Frauen liegt der Subkontinent in der Studie damit hinter Saudi-Arabien an letzter Stelle.


Wie helfen die SOS-Kinderdörfer in Indien?


Die SOS-Kinderdörfer machen sich weltweit für bessere Bildungschancen von Mädchen und Frauen stark. Mit Schulen und Ausbildungsprogrammen ebnen wir ihnen den Weg in ein selbst bestimmtes Leben.
Ob häusliche Gewalt oder Ausbeutung im Arbeitsleben - die Unterdrückung der Frau beruht ganz wesentlich darauf, dass Mädchen das Recht auf Bildung vorenthalten wird. Denn Frauen mit Schul- und Berufsausbildung können sich besser gegen Bevormundung und Diskriminierung wehren - und sie tun dies auch. Die Bildungschancen von Mädchen und Frauen zu verbessern, heißt auch die weltweite Armut und insbesondere die Kinderarmut zu bekämpfen. Denn Frauen, die zumindest eine Grundschule besucht haben, können mehr zum Familieneinkommen beitragen. Sie haben gesündere Kinder und unterstützen ihre Kinder auf dem Weg in die Ausbildung und Selbstfindung.
Hier findet ihr mehr Infos:
www.sos-kinderdoerfer.de/indien