Ihr werdet es nicht glauben, aber ich habe die letzten zwei Stunden damit verbraucht mit mir selbst zu sprechen, bzw. einen Podcast aufzunehmen. Es. Hat. Nicht. Geklappt. Ich gebe alle Schuld Windows 8. Den letzten Podcast habe ich mit deren App aufgenommen, die mir allerdings keinen Zugang auf aufgenommene Dateien gewährt, was außerordentlich praktisch ist. Und die neue App, die ich mir herunter geladen habe, speichert alle Fehlversuche, aber nicht die Dateien, die ich tatsächlich hochladen möchte. In diesem Sinne schüttle ich verzweifelt meine Faust in Richtung Microsoft und bediene mich eben doch wieder des schriftlichen Mediums.

Ich habe ein fertiges Projekt! Es ist eher aus dem Frust heraus entstanden, da mein Testknit mir gerade großen Kummer bereitet. Als Strafe liegt er nun seit 3 Tagen nur halbfertig, aber gewaschen auf dem Waschboden, obwohl er wahrscheinlich schon längst trocken ist. Aber ich möchte, dass er darüber nachdenkt, was er getan hat - nämlich auszusehen wie ein Sack- und habe mich stattdessen meinem Westbourne gewidmet.
Den Westbourne habe ich schon im Februar angeschlagen. Das Garn habe ich mir als Belohnung nach der Klausurenphase gegönnt. Es handelt sich um die Kinu von Ito. Allerdings haben die Klausuren wohl alles an Hirnmasse konsumiert und ich habe es nicht geschafft,  den Maschenanschlag zur Runde zu schließen, ohne ihn zu verdrehen. Ein paar Monate später hatte ich dann den Dreh raus, aber keine große Lust darauf einen Lace-Pulli in Nadelstärke 2.5 zu stricken. Nachdem ich jetzt aber kürzlich die Wahl hatte, einen Pulli zu stricken, der mich gerade nur frustriert oder an einem Oberteil zu stricken, das zwar langwierig, aber problemlos zu stricken ist, war die Sache klar.


Das ist nun also der fertige Westbourne. Das Design ist von Isabell Krämer und sieht eigentlich Nadelstärke 3.5 vor, was wahrscheinlich deutlich angenehmer zu stricken ist, aber doch sehr löchrig wird. Während meiner Anproben war ich mir eigentlich sicher, mit Nadelstärke 2.5 ein blickdichtes Oberteil zu bekommen, aber wie ihr seht, habe ich mich wohl geirrt. Zu meiner Verteidigung ist das Oberteil nur in der prallen Sonne so durchscheinend wie oben. Da der Sommer aber die Zeit der prallen Sonne und leichten Seidenoberteile ist, weiß ich nicht, ob mir das viel hilft.

Das Oberteil war als Off-Shoulder-Top geplant. Ich habe nämlich eine kleine Gruftikarriere hinter mir, wobei ich mir einbilde, dass man mir das heute nicht mehr großartig anmerkt. Höchstens daran, dass ich eine ungewöhnliche Vorliebe für 80er-Jahre Musik und Off-Shoulder-Oberteile habe. Da die 80er aber schon lange vorbei sind, konnte ich mir leider nie ein solches Oberteil kaufen. Früher habe ich mir damit beholfen, T-Shirts zurecht zu schneiden, aber aus dem Alter bin ich wohl langsam raus ;) Stattdessen habe ich mir nun ein solches Top gestrickt und nicht geschnippelt. Während meiner Anproben sah es nicht so aus, als bekäme ich meinen Willen. Das Oberteil wirkte noch relativ figurnah und der Ausschnitt war nicht sonderlich großzügig. Ich ging auch nicht davon aus, dass das Stück sich beim Waschen weiten würde, weil Seide "wächst", weil die Faser so glatt ist - was hier aber überhaupt nicht der Fall ist. Kinu ist Bourette-Seide und damit eher rauh und unregelmäßig.

Die weißen "Fussel" sind übrigens aus dem Garn selbst. Ich vermute, das sind Reste des Seidenklebers.

Dennoch wurde das Top nach der Wäsche deutlich weiter und gerade mit einem Minirock und Socken über der Leggins, was verdächtig nach Stulpen aussieht, sehe ich original 80er-Jahre-mäßig aus. Ich müsste nur noch meine Haare offen tragen (schade, dass Dauer- und Föhnwellen nicht mehr modern sind, ich bin definitiv 20 Jahre zu spät geboren) und die wirre Mähne mit einem Schweißband zusammen halten. Euren armen Seelen möchte ich den Anblick aber nicht antun, deshalb gibt es für euch nur die Version mit Jeans. Man muss es ja nicht übertreiben. Das 80er-Jahre Reenactment bekommen meine Kommilitonen zu sehen, allerdings ohne Schweißband ;)



Allerdings mus ich zugeben, dass mir die Off-Shoulder-Variante gar nicht so gut gefällt, wie ich es gedacht hatte. Daher ziehe ich das Top doch zum U-Boot-Ausschnitt zurecht. Nach 3 Schritten fällt mir der Ärmel allerdings doch von der Schulter. Damit bleibt es also beim 80er Shirt. 
Trotzdem mag ich es sehr und muss mich stark zusammen reißen, nicht noch zwei weitere Konen Kinu in Persimmon zu kaufen. Hier habe ich zwei Konen verbraucht und eine dritte angestrickt. Für ein figurnaheres Top reichen also zwei.


Zusammenfassung:
Garn: Ito Kinu, Verbrauch: etwas mehr als 2 Konen
Anleitung: Westbourne von Isabell Krämer