Es ist schon eine ganze Weile her, seitdem ich ein größeres Projekt fertiggestellt habe. Nun kam es, dass ich letztens, angeregt von einem Post auf Facebook, ein Neues begonnen habe und das hat mir einen solchen Spaß gemacht, dass ich monogam daran gestrickt habe. Die Rede ist von Melanie Bergs Drachenfels.
Das Tuch habe ich schon seit Langem auf Ravelry gespeichert, aber so ein Klick auf "add to favorites" muss ja nichts heißen. Ich war ja auch lange der Meinung, dass Dreieckstücher schlicht "nichts für mich sind". Wie ich zu der Auffassung kam, weiß ich nicht. Ich habe einen Hals und zwei Schultern und bin damit eigentlich relativ gut für solche Tücher ausgerüstet :D Aber ich kleide mich generell relativ schmucklos und habe Schals wirklich nur getragen, wenn mir kalt war. Tücher zur Dekoration habe ich den modischen Menschen überlassen. Aber jetzt nicht mehr! Jetzt mische ich auch mit und ich sehe es schon kommen, dass ich bald auch über eine schöne Auswahl an Hals- und Schultertüchern verfügen werde (was ich früher für unnötig hielt, denn "ein Schal reicht doch").  Meines ist übigens nach einer Figur aus A Song of Ice and Fire benannt. Ich fand den Namen passend für ein Tuch, dass aus Resten zusammengeschustert wird.




Nun habe ich also Drachenfels gestrickt. Die Eingebung kam, wie gesagt, relativ spontan und ich konnte ihr auch nur folgen, weil ich bereits passendes Garn in meinem Vorrat hatte. Es handelt sich um die Drops Cotton Merino. Das ist mein Lieblingsgarn: Weich, aber dennoch mit Griff. Ich habe bei Superwash-Garnen oft das Gefühl, dass sie sich ähnlich wie Acryl anfassen und das gefällt mir nicht besonders gut. Bei der Cotton Merino ist das nicht der Fall, sie hat eine schöne Struktur. Außerdem ist sie, dafür, dass sie zur Hälfte aus Baumwolle besteht, gut wärmend und verstrickt sich schön (wenn sie nicht gerade ein paar gerissene Einzelfäden oder Knoten hat... Ich hoffe, das Problem besteht nur bei der einen Partie sturmblau, die ich hatte. Weiß, Pink und Grau waren in Ordnung). Nur war ich mit den Farben, die ich da hatte, nicht zufrieden. Drops-Garne bestelle ich immer online und ich habe für meinen Paperdolls damals einige Knäuel in der Farbe Sturmblau gekauft. Das sah für mich online nicht so knallig-türkis aus, wie es tasächlich ist und als jemand, der eigentlich keine knalligen Farben trägt, war ich darüber nicht allzu glücklich. Den Pulli habe ich dennoch gestrickt und habe kurz auch überlegt, aus den Resten einen weiteren in türkis-weiß-gestreift zu stricken, aber ich habe mich dagegen entschieden. Und was macht man am Besten aus Garnen, deren Farbe einem eigentlich zu knallig ist? Genau.

 

Drachenfels strickt sich unheimlich einfach. Das ist auch zu erwarten, schließlich besteht er nur aus rechten Maschen. Eigentlich bin ich kein wirklicher Fan von kraus-rechts. Ich habe auch überlegt, das Tuch im Linen-Stitch zu stricken, aber das sah auf den Bildern oft relativ fest aus. Ich mag meine Tücher lieber fließend. Glatt-rechts wäre auch eine option gewesen, aber mir fehlte dort oft die Plastizität der Streifen. Also habe ich brav nach Anleitung gestrickt und mich damit motiviert, dass ich die fertigen Projekte allesamt wunderschön finde und es keinen Sinn macht, rein aus Prinzip kein kraus-rechts zu stricken.
Verwendet habe ich hierbei Nadelstärke 4.0. Meinen Paperdolls habe ich mit 3.0 gestrickt, was für einen Pulli auch sehr schön ist, aber das Tuch sollte ja lockerer werden. In der Anleitung strickt man auch mit 4.0, wobei das Garn allerdings dünner ist, nämlich sporweight. Ich habe aber darauf verzichtet, aufgrund meines dickeren Garns entsprechend dickere Nadeln zu verwenden. So, wie das Maschenbild ist, finde ich es gerade gut.



Zu Beginn wollte ich die Nadeln gar nicht aus der Hand geben. Nur gegen Ende habe ich die Motivation verloren, ich hatte nämlich unterschätzt, wie lang die Reihen schließlich werden. Der Plan, möglichst viel vom türkisen Garn aufzubrauchen, ging auch auf. Tatsächlich hatte ich sogar fast zu wenig. Ich hatte 4 ganze Knäuel hier und auch vollständig verbraucht, als ich noch ein paar Reihen zu stricken hatte. Glücklichweise hatte ich irgendwo noch einen Rest von einem halben Knäuel. Zum Glück schmeiße ich nichts weg ;)

Kein Fotofilter der Welt konnte darüber hinweg täuschen, dass auf meinem Dachboden einfach zu wenig Licht für meine Handykamera ist...

Das ist also das Tuch. Es ist riesig: 2.8m lang und 0.8m tief. Wenn ich es trage, reichen die Zipfel bis zu den Knien. Ich würde es gerade gerne tragen, aber bei 30°C ist nicht daran zu denken. Mein Freund fragte mich schon, ob ich antizyklisch stricke. Ich weiß nicht, wer ihm die Insiderbegriffe beigebracht hat, aber tatsächlich: Ich habe wirklich einmal antizyklisch gestrickt! Ich hatte erwartet, dass es sich besser anfühlt. Eigentlich bin ich nur ungeduldig, weil ich mein Tuch nicht tragen kann ;) Prinzipiell macht es aber durchaus Sinn, die Wintergarderobe im Sommer zu stricken und umgekehrt. Dann muss man nicht, wie ich jetzt, hektisch mit Nadelstärke 2.5 einen dünnen Sommerpulli stricken, wenn die Hitze draußen schon fast unerträglich ist.


 Und wir haben erst Juni.


Zusammenfassung:
Anleitung: Drachenfels von Melanie Berg
Schwierigkeit: Sehr einfach
Garn: Drops Cotton Merino, Verbrauch: 9 Knäuel à 50g in sturmblau, natur, hellgrau und pink.