Man kann diesen Film visuell kaum von einem der Heimatfilme und Schmonzetten der 50er Jahre unterscheiden. Kein Wunder, schließlich hat Kameramann Bruno Mondi beispielsweise auch die Sissi-Filme fotografiert. (Allerdings ist OPFERGANG viel exquisiter ausgestattet, sorgfältiger inszeniert, in seiner Farbgestaltung atemberaubend und noch dazu tonal sagenhaft präzise austariert.) Schaut man in die üblichen filmgeschichtlichen Quellen, wird Veit Harlans Film meistens als Melodram eingeordnet – ein reichlich überzogenes, aber ideologisch unbedenkliches. Kann das sein? Kann es sein, dass der Regisseur von JUD SÜSS hier nur mit einer arg morbiden Ménage à trois im Hamburger Großbürgertum so kurz vor Kriegsende von der Götterdämmerung in Nazideutschland ablenken will? Wir sagen eindeutig nein, und unterhalten uns darüber, wie perfide und subtil und dennoch effektiv Harlans Propagandafilm vorgeht. Hier kommen keine Nazis und kein Krieg und keine dämonisierten Minderheiten vor. Aber das Personal von OPFERGANG muss sich ständig opfern, zu Übermenschen werden und zyklisch durch das reinigende Feuer des Schmerzes gehen. Am Liebsten ist dem Film sogar die Reinigung durch den Tod. All das wird von Harlan mit einer Meisterschaft inszeniert, dass einem Angst und Bange wird – Nazi-Ophüls, Fascho-Sirk.


Shownotes
Zusammenfassung

Man kann diesen Film visuell kaum von einem der Heimatfilme und Schmonzetten der 50er Jahre unterscheiden. Kein Wunder, schließlich hat Kameramann Bruno Mondi beispielsweise auch die Sissi-Filme fotografiert. (Allerdings ist OPFERGANG viel exquisiter ausgestattet, sorgfältiger inszeniert, in seiner Farbgestaltung atemberaubend und noch dazu tonal sagenhaft präzise austariert.) Schaut man in die üblichen filmgeschichtlichen Quellen, wird Veit Harlans Film meistens als Melodram eingeordnet – ein reichlich überzogenes, aber ideologisch unbedenkliches. Kann das sein? Kann es sein, dass der Regisseur von JUD SÜSS hier nur mit einer arg morbiden Ménage à trois im Hamburger Großbürgertum so kurz vor Kriegsende von der Götterdämmerung in Nazideutschland ablenken will? Wir sagen eindeutig nein, und unterhalten uns darüber, wie perfide und subtil und dennoch effektiv Harlans Propagandafilm vorgeht. Hier kommen keine Nazis und kein Krieg und keine dämonisierten Minderheiten vor. Aber das Personal von OPFERGANG muss sich ständig opfern, zu Übermenschen werden und zyklisch durch das reinigende Feuer des Schmerzes gehen. Am Liebsten ist dem Film sogar die Reinigung durch den Tod. All das wird von Harlan mit einer Meisterschaft inszeniert, dass einem Angst und Bange wird – Nazi-Ophüls, Fascho-Sirk.


Daten & Verfügbarkeit

Opfergang, DE 1944, Regie: Veit Harlan


Wir haben den Film in der Restaurierung der Murnau-Stiftung auf der neuen Blu ray-Disc von Concorde gesehen. Die Restaurierung ist fantastisch, die Extras spärlich: ein Essay von Dominik Graf im Booklet, eine alternative Schnittfassung mit auf der Bildplatte.


Rechtliches

Für den Podcast wurden Soundeffekte von der Seite Freesound.org verwendet (Beschreibungen in Englisch):

Film Projector Countdown.flac by qubodup, licensed under Creative Commons 3.0 Attribution, the original file was edited (shortend) and is part of a mix of several sound layers.
zeissIkon_4ton.mp3 by al_sub, licensed under Creative Commons 3.0 Attribution, the file was not changed, but is part of a mix of several sound layers.
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Old Film optical track Surface Noise by JohnsonBrandEditing, licensed under Creative Commons 1.0 Universal (public domain)
sonVidage2.WAV by gouvradou, licensed under Creative Commons 1.0 Universal (public domain)

Thanks to all creators and the community of freesond.org!


Special Thanks

Ein besonderer Dank geht an Florian Hoffmann, der unseren bescheidenen Intro-Text wie ein Ereignis hat klingen lassen. Alle unsere Versuche, ihn mit Nachbearbeitung auf unser Niveau herabzuziehen, sind zum Glück fehlgeschlagen.


Der Beitrag Episode 064: Opfergang, 1944 erschien zuerst auf Ein Filmarchiv.